Blades of Steel


von Sokrates
17.10.2002

Eishockeyspiele sind auf dem NES nicht gerade breit gesät, was für uns Spieler eine gewisse Vereinfachung bei der richtigen Auswahl darstellt. Da ich bereits Nintendo's Eishockey-Erstlingswerk "Ice Hockey" testen durfte, drängt sich ein Vergleich dieser neueren Umsetzung mit dem Klassiker geradezu auf. Wo "Ice Hockey" eindeutig auf Fun ausgelegt war, versuchte man mit "Blades of Steel" die ganze gnadenlose Härte der NHL aufzuzeigen. Dass Hockeyspieler oftmals blaue Flecken und geprellte Rippen davontragen ist zwar bekannt, aber in "Blades Of Steel" erfahrt ihr den wahren Grund dafür! ;-)

Nachdem man sich gleich zu Beginn entschieden hat, dass man alleine spielen möchte, wird man automatisch zu einem simplen Auswahlmenü gelotst. Zunächst wird man gefragt, ob man ein Freundschaftsspiel (Exhibition) oder ein Turnier (Tournament) bestreiten möchte. Beim nächsten Punkt wählt man eine der drei Schwierigkeitsstufen aus (Junior, College und Pro) und wird darauf gleich zur Teamauswahl geschickt. Im Gegensatz zu "Ice Hockey" stehen euch nicht die Mannschaften der führenden Eishockey-Nationen zur Verfügung, sondern acht Top-Teams der NHL. Die Mannschaften unterscheiden sich (meines Wissens) nicht in ihren Stärken, womit man sich bei der Auswahl schlicht auf seine Lieblingsfarbe festlegen kann :) Wenn man das Turnier angewählt hat, wird auch gleich noch der gesamte Spielplan angezeigt. Man spielt im K.O.-Modus und hat inklusive Finale insgesamt drei Spiele zu bestreiten. Eine Niederlage bedeutet, dass man unweigerlich die Heimreise antreten muss. Nach diesen wenigen Schritten kann das eigentlich Spiel auch schon losgehen. Durch diese einfache und kurze Menüführung wird ziemlich rasch klar, dass es bei "Blades Of Steel" eindeutig um die Action geht und Taktikfans hier nichts zu suchen haben! Die Figuren lassen sich nach dem Bully sauber und präzise über das Eis steuern. Auf dem Feld weist euch der heftig blinkende Spieler darauf hin, dass er derjenige ist, der in diesem Moment euren Steuerbefehlen gehorcht, mittels einfachem Tastendruck lässt sich dies jedoch ändern und der Spieler, der sich am nächsten beim Puck befindet, wird aktiviert. Grundsätzlich geht es darum (wie bei Eishockey eben üblich), dem Widersacher die schwarze Scheibe abzunehmen und sie ins gegnerische Netz zu spedieren. Dafür bedient man sich zuweilen auch etwas unkonventioneller Methoden. Wenn man einen Gegner drei Mal in Folge gerammt hat, kommt es zu einer Schlägerei, wobei das Bild augenblicklich zu einer Grossaufnahme der beiden Streithähne wechselt und es auch gleich losgehen kann! Man kann dabei den Gegner mit Schlägen zudecken oder dessen Fäuste blocken. Die fünf roten Punkte oberhalb der Spieler zeigen die "Lebensenergie" an, wobei sich bei jedem eingesteckten Schlag ein Punkt in Luft auflöst. Sobald ein Spieler ohne Energie dasteht, wechselt das Bild wieder zur Spielfeldansicht, der Niedergeschlagene kassiert eine Zwei-Minuten-Strafe und der Gewinner behält die begehrte Scheibe.

Das Toreschießen ist auf den ersten Blick eigentlich ziemlich simpel. Ein roter Pfeil fährt im Tor ständig hin und her und zeigt damit an, wohin der Puck bei einem Schuss hinfliegen würde. Man braucht also nur zu warten, bis sich der Torhüter nicht mehr auf der gleichen Höhe des Pfeils befindet – theoretisch! Natürlich hindern euch die gegnerischen Spieler nach Kräften daran, in aller Ruhe zu zielen oder gar zum Abschluss zu kommen. Ein Schuss muss also ziemlich rasch erfolgen und benötigt dementsprechend ein gutes Timing. Bei der einfachsten Schwierigkeitsstufe stellt dies kein großes Problem dar, jedoch auf der Pro-Stufe werdet ihr teilweise am Klassetorhüter und an seiner Verteidigung heftig zu beißen haben. Die Jungs lassen euch wirklich nur ungern zum Schuss kommen und wenn es dann doch einmal gelingt, so steht der Torhüter meist goldrichtig. Auf der anderen Seite muss man seinen eigenen Schlussmann ebenfalls ständig nach dem netten roten Pfeil ausrichten, was sich in der Hektik des Spiels auch nicht immer als einfach herausstellt.

Technisch bewegt sich "Blades of Steel" auf hohem Niveau. Die Spieler sind toll animiert und bewegen sich flüssig und schnell über den Bildschirm. Überhaupt haben auch die farbenfrohen Ausrüstungen eine animierende Wirkung auf das actionreiche Geschehen. Nach Ruckeleien oder Flackern wird man vergeblich suchen. Die Menü-Musik ist echt cool und wirkt trotz rascher Wiederholung kaum störend. Gott sei Dank haben die Entwickler auf Musik während des Spiels verzichtet, womit die Soundeffekte ungetrübt zur Geltung kommen. Die brutalen Check-Geräusche und das tosende Publikum nach einem Tor sind gut in Szene gesetzt. Einzig die merkwürdige Sprachausgabe beim Passspiel (ich habe bis heute nicht verstanden, was er eigentlich sagt), wirkt mit der Zeit eindeutig störend.

Gerade im Zweispieler-Modus offeriert dieses Spiel praktisch ungebrochenen Spielspass, was natürlich hauptsächlich den Schlägereien zu verdanken ist. Man ertappt sich immer wieder dabei, sein eigenes Tor unzureichend zu verteidigen, wenn man ständig darauf aus ist, seinen Gegenspieler um ein paar Zähne zu erleichtern ;-) Da "Blades Of Steel" im Gegensatz zu "Ice Hockey" über einen Turnier-Modus verfügt und sich nicht ganz so kinderleicht spielen lässt wie der Klassiker, ist auch alleine für kurze Weile gesorgt. Nachdem das Spiel auch in technischer Hinsicht überzeugt, können wir hier eindeutig von einem neuen König des Eishockey-Genres auf dem NES sprechen. Sportfans kommen an diesem Spiel nicht vorbei!


Wertung


8/10

Kommentare



Sokrates
Die Schlägereien sind einfach der absolute Hammer! Vor allem deswegen war dieses Spiel für mich während langer Zeit eines der größten Highlights auf dem NES. Mit meinen besten Freund, der sich zum wahrscheinlich härtesten Torhüter der Welt gemausert hatte, lieferte ich mir praktisch endlose Schlachten, die nicht selten 0:0 endeten...



Kuros
Obwohl ich kein großer Fan von Sportspielen bin, machen Matches in Blades Of Steel doch immer wieder Spaß. Es gibt aber einen entscheidenden Grund, weshalb ich lieber zu einer Partie "Ice Hockey" neige: Mir fehlt in Konami's Genrevertreter ganz einfach die Hintergrundmusik, die während eines Spieles eigentlich zu hören sein sollte ;) Gut, Blades Of Steel soll wohl eher an eine Simulation erinnern und ist in diesem Fall auch vorteilhaft, wie Sokrates im Testbericht schreibt. Aber mit Begleitmusik macht ein Spiel eben noch einen Tick mehr Freude. Zum Thema Sprachausgabe: Hört man sich den Sound beim Passen verlangsamt an, kann ich so etwas wie "Chris that Course" verstehen :)



Phil
Trotz meiner leichten Abneigung gegenüber Sportspielen machte ich damals dieses Schnäppchen bei eBay und ließ mich auf ein Eishockeyspiel ein. Bisher konnte mich noch keines wirklich überzeugen, was wahrscheinlich auch an der dreisten Vermarktung von Sporttiteln aus dem Hause EA liegt. Blades Of Steel konnte mich kurze Zeit begeistern, besonders mit meinem Bruder lieferte ich mir einige Duelle auf dem Eis. Trotzdem musste ich feststellen: Sportspiele auf Konsolen waren, sind und werden wohl nie meine Welt sein.



Seppatoni
Konamis Eishockey-Game weiß nicht nur aus technischer Hinsicht zu überzeugen, sondern vermag auch spielerisch zu begeistern. Die beiden Spielmodi, sowie das actionreiche Gameplay locken des öfteren mal zu einer Partie Hockey vor die Konsole. Am meisten Fun bringt wie gewohnt der 2-Spieler-Modus, wo man sich schier endlose Duelle liefern kann. Einziger kleiner Negativpunkt ist aus meiner Sicht das Torschusssystem mit dem automatisch auf- und abfahrenden Pfeil. Für Hockey-Fans auf jeden Fall eine gute Wahl.